Ein Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum im Gewebe - eine Art riesenhafter Eiterpickel. Leider ist er nicht nur größer als ein gewöhnlicher Pickel, er ist aus mehreren Gründen auch gefährlicher. Während ein Pickel in den oberen Hautschichten, meist in einer verstopften Talgdrüse entsteht, bildet sich ein Abszess immer in tieferen Gewebeschichten. Da der Abszess viel mehr Eitererreger enthält und durch seine tiefe Lage viel näher an größeren Blutgefäßen liegt, besteht die Gefahr einer Blutvergiftung.
In der Regel ist eine infizierte Wunde der Ursprung des Abszesses. In der Tiefe der Wunde vermehren sich explosionsartig Bakterien und führen zu einer schweren Entzündung und starken Eiterbildung. Zu Beginn dieses Prozesses schwillt das Gewebe an. Es fühlt sich derb an und wird rot. Für das Tier ist jede Berührung an dieser Stelle sehr schmerzhaft. Mit der Zeit bildet der Körper eine von außen nicht sichtbare Kapsel um die Entzündung. Das tut er um eine weitere Ausbreitung der Entzündung und vor allem der Bakterien zu verhindern. Umschließt die Kapsel die Entzündung vollständig, bildet sich eine Art Sollbruchstelle an der Oberfläche der Haut. Durch das dünne Häutchen der Sollbruchstelle schimmert dann der gelbe eitrige Inhalt – man spricht nun von einem reifen Abszess. Und nur der reife Abszess darf gespalten werden.
Während der Abszessreifung darf man das entzündete Gewebe auf keinen Fall verletzen. Denn jeder Eingriff könnte die wichtige Kapselbildung stören und dazuführen, dass sich die Eitererreger weiter im Körper verbreiten und entweder zu einer großflächigen eitrigen Entzündung oder zur Blutvergiftung führen.
Man kann aber die Reifung des Abszesses durch sogenannte Zugsalben beschleunigen. Gegen die Gefahr einer Blutvergiftung kann man das Tier mit der Gabe von Antibiotika schützen. Außerdem wird der Tierarzt in vielen Fällen dem Tier auch ein Schmerzmittel geben. Ist der Abszess reif, wird er gespalten und mit desinfizierenden Lösungen ausgespült. Die Spülbehandlung muss gegebenenfalls über mehrere Tage wiederholt werden. Denn wenn nur ein kleiner Rest infektiöses Material im Gewebe verbleibt, kann es zu einer erneuten Entzündung und Abszessbildung kommen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist außerdem, dass die Antibiotika konsequent laut Verschreibung weitergegeben werden, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind.
Um Abszessen vorzubeugen ist eine korrekte Wundtoilette wichtig. Viele Wunden insbesondere nach Kämpfen, Kratzereien und Beißereien sind klein und bluten nur wenig, so dass man sie auf den ersten Blick unter dem dichten Fell nicht entdeckt. Dies aber sind die besonders gefährlichen Wunden, denn sie sind immer infiziert und in der Regel auch recht tief. Wenn Ihr Tier Schmerzen zeigt – eine Körperstelle intensiv beleckt, sich häufig nach ihr umdreht oder Berührungen an dieser Stelle vermeidet, wenden Sie sich am besten gleich an Ihren Tierarzt.